Inhalt:
1. Aktuelles
Baden-Württemberg führt die Bodenwertsteuer ein! Das drittgrößte deutsche Land (nach Einwohnerzahl und nach Fläche) ist das erste, das die von der INWO seit Jahren beworbene Besteuerungsmethode wählt. Damit ist ein großer Schritt in Richtung einer gerechteren Bodenordnung gemacht – der sich sicherlich im Vergleich mit anderen Ländern bewähren und deswegen Nachahmer finden wird. Über die Entscheidung berichtet das Stuttgarter Tagblatt, ein ausführliches Gespräch mit Professor Dirk Löhr über die Hintergründe brachte die Wochenzeitung Kontext am 29. April.
Die Bürgebeteiligungs-Aktion „Die EZB hört zu“ im Rahmen der „Strategieüberprüfung“ der Europäischen Zentralbank läuft noch bis zum Ende Oktober (verlängert). Weiterhin bietet die INWO dazu ein paar Antwortvorschläge.
Zur Wiener „Summer School“ Alternative Economic and Monetary Systems, dieses Jahr natürlich nur im Netz, hat Thomas Kubo eine Vorlesung Compound interest and international debts beitragen können.
Felix Fuders hat am 17.7. an einer großen internationalen Online-Ökonomenkonferenz zur Corona-Wirtschaftskrise teilgenommen, ausgerichtet vom argentinischen Ökonomen-Fachverband FACPCE (ab 1h:59min).
2. Termine
Abgesagt:11. - 13. September, Wuppertal: Freiwirtschaftliches Vernetzungstreffen in der Silvio-Gesell-Tagungsstätte.
31. Oktober - 1. November, Jugendherberge Düsseldorf: INWO-Mitgliederversammlung (Zimmerreservierung bis 31.8. unter ).
14. - 15. November 2020, Silvio-Gesell-Tagungsstätte Wuppertal: Ersatztermin für die im März wegen Corona ausgefallenen 65. Mündener Gespräche mit dem Thema „Proudhon, Gesell, Keynes und negative Zinsen“.
3. Interessantes aus Netz und Medien
Hans-Jochen Vogel, † 2020 (Foto: Bundesarchiv)
Hans-Jochen Vogel, Vorkämpfer für eine gerechte Bodenordnung ist am 26. Juli verstorben. Sein letztes Buch „Mehr Gerechtigkeit! Wir brauchen eine neue Bodenordnung – nur dann wird auch Wohnen wieder bezahlbar“ haben wir erst im vorletzten Fairconomy-Newsletter vorgestellt. Beim Politischen Aschermittwoch 2020 hat noch Georg Schramm das Buch beworben: (ab Minute 25).
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat im Auftrag des Arbeitsministeriums die Vermögensverteilung in Deutschlanduntersucht und dabeibesonders Das obere Prozent (Zeit-Artikel vom 14. Juli) in den Blick genommen,das in anderen Untersuchungen oft nurunzureichend erfasst wurde. Herausgekommen ist, dass Vermögen in Deutschland noch ungleicher verteilt ist, als bisher allgemein angenommen (Der Spiegel, 14. Juli). Interessant ist, dass sowohl die Zeit als auch der Spiegel die extreme Ungleichheit zumindest teilweise damit verteidigen, dass sie den überdurchschnittlichen Arbeitseinsatz (laut Selbstauskunft) der befragten Vermögenden betonen. Unter der Überschrift „Lieber Armen helfen als Reiche besteuern“ lässt die Zeit einen DIW-Ökonomen dafür plädieren, lieber den Vermögensaufbau der Ärmeren zu fördern, als die Reichen zu besteuern – was komplett ignoriert, dass die von Deutschen gehaltenen Vermögen zum Großteil in Immobilien stecken und ein Großteil des Immobilienwertes wiederum auf dem Bodenwert basiert. Boden ist aber, genau wie Gold, nicht vermehrbar und wenn ein kleiner Bevölkerungsanteil sehr viel davon hat, bleibt für den Rest der Bevölkerung entsprechend weniger.
Mieten in Berlin steigen in fünf Jahren um 44 Prozent schreibt der Berliner Tagesspiegel. Der Quadratmeterpreis der „Angebotsmieten“ sei seit 2015 von 8,50 € auf 12,20 € gestiegen.
Allerdings gilt seit 2019 in Berlin der Mietendeckel, von der Zeit vorgestellt unter dem schönen Titel Das vorläufige Ende des Immermehr.
Ulrike Herrmann, Wirtschaftsredakteurin der taz, lobt niedrige Zinsen.
Die Bürgerbewegung Finanzwende vergleicht Dispo-Konditionen verschiedener Banken
The Economist stellt in der letzten Juli-Woche
- Weiter so, Fortsetzung der Anleihekäufe
- Stärkere Nutzung der Fiskalpolitik
- Negativzinsen
“The best way to stimulate economies on an ongoing basis is not, therefore, to create endless bills to be paid when rates rise again. It is to take interest rates negative.” (deutsch „Der beste Weg, um Volkswirtschaften kontinuierlich anzukurbeln, besteht daher nicht darin, endlose Forderungen zu stellen, die bezahlt werden müssen, wenn die Zinsen wieder steigen. Der beste Weg ist es, die Zinssätze in den negativen Bereich zu verlagern.“). Die Zwischenüberschriften stammen aus dem Song Talking About a Revolution von Tracy Chapman und das Heft trägt den Titel „Free money“.
In seinem Beitrag Three strikes against the Fed (Englisch) kritisiert Professor Willem Buiter dieArbeit der „mächtigsten Zentralbank der Welt“ und fordert insbesondere, dass sie eine „Bargeldgeld-Gebühr“ einführen solle, wievon Silvio Gesell vorgeschlagen.
4. Film- und Buchtipps
»Grundsteuer: Zeitgemäß!« hat eine Aktualisierung in Form einer 16-seitige Broschüre von Ulrich Kriese und Dirk Löhr erfahren. Diese kann gekauft oder kostenlos als PDF gelesen werden.
In Zusammenarbeit mit dem Seminar für freiheitliche Ordnung sowie derStiftung für Reform der Geld- und Bodenordnung ist in den letztenMonaten ein Sammelband entstanden, der die wichtigsten Aufsätze vonFritz Andres versammelt: FritzAndres: Boden, Ressourcen, Klima – Geld – Unternehmen
Einen kleinen Vorgeschmack bot dieVorabveröffentlichung des Vortrags »Empathische Geometrie« in der Fairconomy 4/2019, den David Fiedler anhand einer Tonaufzeichnung transkribiert und so der Nachwelterhalten hat.
Das Werk hat 560 Seiten, ist gebunden mitFadenheftung und kostet 36,00 €.
5. Worte... zum Schluss
"The Euro is a public good. The Euro actually belongs to all of us. It belongs to you."
EZB-Präsidentin Christine Lagarde im kurzen Video-Aufruf zur oben beworbenen Aktion "Die EZB hört zu".
Mit freundlichen Grüßen
Vlado Plaga und Mitstreiter