Analyse ohne Hintergrund

Die Macht der Troika und ihrer ökonomischen Vorgaben sind zu Recht sehr umstritten. Arpad Bondy und Harald Schumann machen in ihrem Beitrag »Die Spur der Troika, Macht ohne Kontrolle« auf Phoenix TV deutlich, wie zweifelhaft die Forderungen und wie dünn deren Legitimation sind. Die Macht des Kapitals siegt über demokratische Legitimation, lautet die Quintessenz. Leider wurde die Frage vergessen, warum dies noch immer, und selbst in einem aufgeklärten Europa, möglich ist.

Die Krise vertieft <link http: www.phoenix.de content phoenix die_sendungen die_spur_der_troika>»die Spaltung zwischen Arm und Reich dramatisch und verwandelt das europäische Projekt von einer Hoffnung in eine Bedrohung«. Dieser Aussage des Films kann man, mit Blick auf die Fakten, kaum widersprechen. Gleiches gilt für die Botschaft, dass die Vorschläge der Troika in Europa keine politische Legitimation erlangen könnten. Leider hört der Beitrag an der Stelle auf, wo die Frage nach dem Warum gestellt werden müsste. Warum war es den Politikern wichtiger, die Banken zu retten, als den Menschen zu helfen? Warum wurde darauf verzichtet, den Rüstungsetat infrage zu stellen? Warum sind “die Herrschenden“ nicht daran interessiert, die Steuerflucht in Griechenland angemessen zu bekämpfen? Und vor allem, warum konnte der Eindruck erzeugt werden, eine Staatsinsolvenz in Griechenland und deren Kosten für die beteiligten Geschäftsbanken hätte sich negativ auf die Stabilität der Europäischen Währung ausgewirkt? Wie verhält es sich mit den Politikern, die in gutem Glauben, das Richtige und Notwendige entschieden zu haben, handeln?

Banken und Monopolkonzerne können immer wieder glaubhaft machen, dass ihr Wohl und Wehe dramatische Auswirkungen für die Zivilgesellschaft mit sich bringt. Politiker und viele andere Entscheidungsträger lassen sich davon überzeugen, dass man für “die ganz großen Player“ gelegentlich die Marktgesetze und -regeln ausschalten muss.

Sehr geehrter Herr Arpad Bondy,
sehr geehrter Herr Harald Schumann,
Ihre ausgezeichnete Arbeit trägt dazu bei, zweifelhafte und gefährliche Entwicklungen zu erkennen und aufzuklären. Wir würden uns freuen, in dieser Richtung von Ihnen noch mehr zu erfahren:

Warum konstruiert man einen Zusammenhang zwischen Staatsinsolvenz und Euroaustritt? Warum können sich Insolvenzen überhaupt auf die Stabilität einer Währung auswirken? Warum diskutiert man immer wieder die Legitimität eines Schuldenschnittes, spricht aber niemals über die Höhe der Kreditzinsen?

Der Euro ist nahe an einem Nullzins-Niveau. Die Bundesregierung hat bereits Kredite zu Null-Zins-Konditionen erhalten. Mithilfe einer Liquiditätsgebühr könnte der Euro zu einer stabilen Währung mit einem dauerhaften Nullzins-Niveau werden. Die Entlastung bei den Kreditzinsen macht beinahe alle Schulden trag- und rückzahlbar. Es wäre schön, wenn Sie die Frage stellen würden, warum dieser Lösungsansatz noch immer nur sehr zögerlich aufgegriffen wird. Warum wird die konstruktive Verbesserung unserer Geldordnung von linken wie rechten Ökonomen ausgeblendet? Die Macht des Kapitals infrage zu stellen wird dann wirkungsvoll, wenn man die Wirkungsweise dieses Kapitals beschreiben kann und Handlungsalternativen aufzeigt. Eine Geldreform zu Gunsten einer verlässlichen Währungspolitik wäre ein entscheidender Schritt, demokratische Gesellschaften weniger erpressbar zu machen. Für Nachfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichem Gruß
Klaus Willemsen                                                                11.09.2015

Verwendete Quelle:
<link http: www.phoenix.de content phoenix die_sendungen die_spur_der_troika>www.phoenix.de/content/phoenix/die_sendungen/die_spur_der_troika/984882