Sehr geehrter Herr Kessler, kann man Buchgeld verbieten?

Ihre aktuelle Kolumne in der Rheinischen Post heißt »Island will das Buchgeld der Banken verbieten«. Sie greifen darin den häufig mystifizierten Vorgang auf, dass Geschäftsbanken kurzfristige Einlagen der Kunden zur Vergabe zinsbringender Kredite einsetzen. Diesen Vorgang zu verbieten, vermuten Sie sicherlich zu Recht, würde einen chronischen Kreditmangel auslösen. Besser wäre es, die Ursache dieses Missstandes zu beheben.

Sie Schreiben: <link http: www.rp-online.de wirtschaft wirtschaftskolumnen der-oekonom island-will-das-buchgeld-der-banken-verbieten-aid-1.5076779>»Der Trick der Banken besteht dabei darin, Kunden ein Kreditkonto einzurichten. Wenn die das Geld nicht bar abheben, können die Banken es nochmals verleihen und so selbst Geld schöpfen«. Diese Formulierung ist etwas unpräzise und daher verwirrend. Es ist kein »Trick« der Geschäftsbanken, ihren Kunden ein Kreditkonto einzurichten, sondern ihre elementare Aufgabe. Die Bestände auf den Girokonten, derzeit immerhin fast fünf Billionen Euro, können von den Banken Kreditnehmern überlassen werden. Dies ist sogar volkswirtschaftlich notwendig, damit es nicht zu einem »chronischen Kreditmangel« kommt, wie sie zu Recht anmerken.

Die Vokabel »nochmals« aus Ihrem Zitat ist in diesem Zusammenhang jedoch heikel. Die Bank verleiht die Giroeinlagen, für die sie dem Besitzer keinen Zins zahlt, gegen Zinsen weiter. Sicherlich ein gutes Geschäft. Aber auch ein gewaltiges Risiko für die Bank. Das Giroguthaben kann jederzeit abgerufen werden. Der vergebene Kredit dagegen ist an eine feste Laufzeit gebunden. Sollten diese liquiden Bestände in einem sehr kurzen Zeitraum und in einem sehr großen Umfang aufgelöst werden, wird es für einige Banken »sehr kritisch«, auch das deuten Sie in Ihrer Kolumne an.

Der Ausweg besteht darin, die völlig überproportionale Ausweitung der liquiden Bestände auf den Girokonten durch eine Liquiditätsgebühr unattraktiv zu machen. Die übermäßigen Girokontobestände sollten direkt ausgegeben, sprich investiert werden, oder der Bank als langfristige Einlagen zur Verfügung gestellt werden. Wenn sich die Fristen von Spareinlagen und Krediten angleichen, reduziert sich das Risiko für die Bank auf das übliche Potenzial. Eine entsprechende Optimierung der Geldpolitik ist derzeit in der Diskussion und hätte eine deutliche Stabilisierung unserer Wirtschaftsordnung zur Folge.

Klaus Willemsen, 13.5.2015

Verwendete Quelle: Rheinische Post, 9.5.2015
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